Ein hochprozentiger Tanz auf dem Beziehungsvulkan

George und Martha sind uns vielleicht näher als uns lieb ist. Das Ehepaar in Edward Albins Drama „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“, das am Mödlinger Stadttheater Premiere feierte, kann weder miteinander noch ohne einander. Das ergibt eine perfekte Mischung aus Zynismus, Verzweiflung und tiefen, unausgesprochenen Sehnsüchten. George, ein verbitterter, gescheiterter Akademiker und seine Frau Martha, die ihm wie eine Furie im Nacken sitzt, laden ein junges Ehepaar zu einem feuchten Umdrunk als Abendausklang ein. Die Gäste scheinen zunächst das Gegenteil zu sein, doch schon bald werden auch bei ihnen die Lügen und Oberflächlichkeiten der Beziehung sichtbar. Was folgt ist ein Tanz auf dem Beziehungsvulkan, der reichlich mit Hochprozentigem orchestriert wird.

1962 in New York uraufgeführt, ist dieses Kammerstück ein Klassiker der Schaukämpfe der modernen Gefühlswelt geworden. In Mödling kämpfen Monika Anna Cammerlander (Martha), Wolfgang Lesky (George), Fanny Alma Fuhs (Honey) und Benjamin Spindelberger (Nick) diesen aussichtslosen Kampf aber sehr souverän und packend in der Inszenierung von Rüdiger Hentzeschel. Der Titel ist übrigens inspiriert von der Frage „Wer hat Angst vor dem bösen Wolf?“ in der Allegorie zu - Wer hat Angst davor sein Leben ohne Illusionen zu führen? Noch zu sehen bis 18. Oktober im Stadttheater Mödling.

 

Michael Stenzel

 


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