Baden wird von Hexen beherrscht

Österreichpremiere von „Wicked“

 

Dem neuen Intendanten der Bühne Baden, Alexander Gergen gelang gleich mit seiner ersten Produktion ein erstaunlicher Musical-Coup. Die österreichische Erstaufführung des Musical-Welterfolgs „Wicked“ fand im Stadttheater Baden statt. Für den besonderen Abend war der Komponist Stephen Schwartz extra angereist. Die Geschichte der Beiden Hexen Elphaba und Glinda sowie des großen Zauberers im Lande Oz, die Vorgeschichte zum Musical-Klassiker „Der Zauberer von Oz“ aus dem Jahre 1939 und wurde von Gergen auch gleich prächtig in Szene gesetzt. Er nutzt die beschränkten Möglichkeiten der kleinen Theaterbühne für dieses Stück hervorragend aus für diese vielschichtige politische Parabel. Mit gezielter Propaganda, dem Schüren von Angst und der Benennung vermeintlicher Schuldiger schlägt das Musical die Brücke in die Gegenwart. Trotz der „Hexenjagd“ auf gesellschaftlichen Außenseiterinnen wie Elphaba geht das Märchenhafte in diesem Stück nicht verloren.

In den Hauptrollen brillieren Laura Panzeri (Elphaba) und Vanessa Heinz (Glinda) sowie Timotheus Hollweg (Prinz Fiyero). Als böser Zauberer sind Mark Seibert und Andreas Lichtenberger zu hören und zu sehen. Maya Hakvoort gibt die Hexen-Lehrerin Madame Akaber, Anna Rosa Döller Elphabas Schwester Nessarose, Beppo Binder den tierischen Dr. Dillamond. Francesc Abòs zeichnete für die Choreografie der Tanztruppe verantwortlich und entfernet sich da von den bekannten Bewegungsmustern der Broadway-Fassung. Momme Hinrichs entwarf das Bühnenbild, das durch Videoprojektionen ergänzt wird, Claudio Pohles Kostüme sind eine Hommage an das Original.

Unbeeindruckt von den aktuellen Auflösungsdiskussionen legt das mit sieben Zusatzkräften verstärkte Orchester der Bühne Baden unter der Leitung von Sebastian de Domenico einen Power-Sound hin, der auch vom Chor der Bühne Baden mitgetragen wird. Auf der Bühne sieht man eine Mischung aus Gruselfilm, Kinderfernsehen und witzigem Klamauk, eine Mischung die aber einen gelungenen Abend fast garantiert. Das Premierenpublikum spendete jedenfalls einen nicht enden wollenden Applaus. Noch zu sehen bis 30. April 2026, allerdings sind alle Vorstellungen bereits ausverkauft, weitere Interessenten müssen mit einer Warteliste vorliebnehmen.

 

Michael Stenzel


Kommentar schreiben

Kommentare: 0