„In Goethes Hand“ im Stadttheater Mödling
Johann Wolfgang von Goethe als alter, eitler Superstar der damaligen Szene, der sich huldigen lässt, dem die Welt zu Füssen liegt – liegen muss. Autor Martin Walser zeigt die skurrilen, weitgehend unbekannten Seiten dieses literarischen Schwergewichtes in seinem Stück „In Goethes Hand“, das im Stadttheater Mödling Premiere feierte.
Johann Peter Eckermann (vielseitig Randolf Destaller), ein junger Schriftsteller der damaligen Zeit, reist nach Weimar, um vom greisen Dichterfürsten (pompös Hans Jürgen Bertram) ein Empfehlungsschreiben zu bekommen, damit er seine literarischen Lebensziele erreichen und endlich seine Verlobte Hannchen (Eva-Maria Scholz) heiraten kann. Dabei taucht der in das höchst dysfunktionale Familienbild seines Vorbildes ein. Von der chaotischen Schwiegertochter Ottilie (Johanna Rehm), über den alkoholkranken Sohn August (Christian Kainradl), der längst aufgegeben hat, neben dem Vater seinen Platz im Leben zu finden, bis zu dem korrupten Diener Stadelmann (Bernie Feit) der mit Devotionalen handelt reicht dieser familiäre Hofstaat. Eigene Karriere und Heirat fallen damit flach, Eckermann wird von seiner Lichtgestalt finanziell und menschlich ausgenützt.
In diesem Stück beleuchtet Martin Walser den Zusammenhang zwischen einem hochgejubelten Idol und die ihn umgebenden Personen, die allesamt seinem Ruhm dienen müssen, oder an diesem auch scheitern. Bruno Max inszenierte schwungvoll auch wenn das Stück manchmal Längen zeigt, Robert Notsch setzt die einzelnen Bilder gekonnt um, bespielt die Drehbühne virtuos. Ein heiter-bestürzender Theaterabend zum Thema "Idole und Abhängigkeit" – noch bis 24. Mai im Mödlinger Stadttheater.
Michael Stenzel
www.theaterzumfuerchten.at/StadttheaterMoedling/
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